Ein Tag gegen das Vergessen

Ein Tag gegen das Vergessen

Ein Tag gegen das Vergessen

Volkstrauertag wegen Corona anders als in den Vorjahren

Altdorf. Seit nunmehr 95 Jahren wird der Volkstrauertag begangen, aber in diesem Jahr anders als all die anderen. Es gab keinen Kirchenzug und nur eine Abordnung der Krieger- und Soldatenkameradschaft, Bürgermeister Sebastian Stanglmaier und der Leiter des Kreisverbindungskommandos Landshut, Oberstleutnant Christoph Kohlweyer begleiteten Pfarrer Dr. Joseph Josy und Diakon Michael Weigl zur Gedenkstätte am Friedhof.

"Ursprünglich wurde dieser Gedenktag ins Leben gerufen, um der Gefallenen, Versehrten und Vermissten des "Großen Krieges" - wie der erste Weltkrieg 1914-18 in den unmittelbaren Jahren danach genannt wurde, zu gedenken", so Oberstleutnant Kohlweyer in seiner Ansprache am Kriegerdenkmal. Doch mit Ausbruch des zweiten Weltkriegs, gerade einmal 21 Jahre später, folgte ein noch größerer Krieg. Ein junger Mensch, der mit 18 oder 19 Jahren als Soldat die Hölle von Verdun, den traumatischen Einsatz auf einem U-Boot oder den ersten Einsatz von Giftgas überleben durfte, stand nun mit Anfang 40 wieder unter Waffen, in einem für viele im Vorfeld nicht vorstellbaren Weltenbrand. Weitere Gefallene, Versehrte und Vermisste folgten, Millionen zusammen mit weit mehr zivilen Opfern waren zu beklagen, sei es durch Kampfhandlungen, Hunger und Krankheit oder nicht zuletzt durch politischen und rassistischen Fanatismus.

"Heute, mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, über 30 Jahre nach Ende des Kalten Krieges, sind diese Schrecken für die junge Generation hier in Mitteleuropa nur noch aus dem Geschichtsunterricht, Dokumentationen und immer weniger aus Erzählungen von Zeitzeugen präsent.", so Kohlweyer. Deshalb sieht sich die KSK als Mahner für den Frieden, man gedenke auch der Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus, verbunden mit einem hoffnugsvollen Blick in die Zukunft und dem Willen, gemeinsam daran teilzuhaben, die Bildung eines Nährbodens für Krieg und Gewalt mit aller Kraft zu verhindern.

Auch Bürgermeister Sebastian Stanglmaier gedachte in seinen Ausführungen aller Kriegsopfer weltweit und verwies auch auf die im Museum gezeigte Sonderausstellung mit dem Titel "Kriegsende - Zeitenwende" und an eine Fahrt des Heimat- und Museumsvereins in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg, in dem mindestens 30.000 Menschen ihr Leben verloren. Auch bei der Lagerverlegung mit etwa 40.000 Gefangenen von Flossenbürg in das 200 Kilometer entfernte KZ Dachau gab es sehr viele Tote zu beklagen: allein bei einer Massenhinrichtung im Gemeindegebiet Altdorfs fanden 50 Häftlinge den Tod. "Meine Generation und Generationen nach uns kennen Krieg nur noch durch einen verklärenden Schleier", so der Bürgermeister und deshalb ist ein Gedenktag so wichtig. Es ist ein Gedenktag gegen das Vergessen. Mehr noch: Er soll die Erinnerung wachhalten. "Wer sich erinnert, setzt sich in ein Verhältnis zum Überlieferten. Es ist eine Selbstbestimmung. Mit Erinnern fängt alles an und mit Erinnern hört alles auf".